Die Kunst der Inszenierung am Beispiel der Oper

In kaum einer Gattung des Theaters werden die menschlichen Wahrnehmungen und Empfindungen so angesprochen wie in der Oper. Als Form der darstellenden Kunst ist sie ganz auf das Erleben des Publikums ausgerichtet und besitzt im besten Sinne des Wortes Event-Charakter. 

Jede Opernaufführung ist ein Gesamtkunstwerk, bei dem es nicht nur auf die Musik ankommt, sondern das Zusammenspiel von Klängen, Bildern und Akteuren für das Ereignis steht. Ob die gewünschte Wirkung erzielt wird, ist eine Frage der Inszenierung.

Nicht immer im aussergewöhnlichen Rahmen

Es gibt Aufführungen, die alleine schon durch ihren Ort zu einem besonderen Event werden. Eine Oper in der berühmten antiken Arena von Verona oder auf der Seebühne in Bregenz zu besuchen, ist ein herausragendes Erlebnis. Andere Veranstaltungen wie in Bayreuth oder die Salzburger Festspiele bilden einen gesellschaftlichen Höhepunkt. Sehen und gesehen werden – darauf kommt es hier an.

Die meisten Opernaufführungen müssen allerdings auf prominente Orte oder Gäste verzichten. Und wenn auch viele Opernhäuser alleine durch ihre Architektur und ihr Ambiente beeindrucken, dies ist es nicht, was das Publikum fasziniert. Auch die Musik oder die Handlung alleine reichen nicht. In der Regel werden Werke geboten, die seit Langem bekannt sind und sich ohnehin einer gewissen Beliebtheit beim Publikum erfreuen. Denn schliesslich ist die Zahl neuer Opern überschaubar.

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Mit der Inszenierung zur gewünschten Wirkung

Es ist die Inszenierung, die den Opernabend zu einem Erlebnis werden lässt. Die Inszenierung ist ein typischer Theaterbegriff. Es geht darum, ein Werk in Szene zu setzen, es zur Anschauung zu bringen und durch geeignete äusserliche Mittel die Intentionen des Komponisten zu ergänzen, um die gewünschte Wirkung zu verstärken. Dies kommt im Bühnenbild, der Bühnenausstattung und den Kostümen zum Ausdruck. Inszenierung bedeutet daher mehr als blosse Bebilderung.

Zumindest ist das die Theorie. In der Realität gibt es um Inszenierungen immer wieder grosse Kontroversen. Denn ein Werk bietet die Möglichkeit für viele Interpretationen. Und manche Auslegung eines Regisseurs scheint sich weit von den ursprünglichen Absichten des Komponisten zu entfernen. Von daher ist die Bandbreite der möglichen Inszenierungen für ein und dieselbe Oper gross. Sie reicht von historisch authentischen Aufführungen bis zu ganz modernen Gestaltungen, von üppig ausgestatteten bis zu puristischen Darbietungen, von gefälligen bis zu provokanten Inszenierungen.

Skandale erheischen Aufmerksamkeit

Insbesondere Letztere sorgen manchmal für Eklats. So führte im vergangenen Jahr eine Tannhäuser-Inszenierung an der Düsseldorfer Oper zu einem Skandal. Der Regisseur hatte das Wagner-Werk in Beziehung zu den Nazi-Verbrechen im Zweiten Weltkrieg gesetzt und die Akteure in SS-Uniformen auftreten lassen sowie eine Erschiessungsszene in die Handlung integriert. Nach der Premiere wurde das Stück nach heftigen Protesten abgesetzt und nur noch konzertant aufgeführt. Zumindest Kopfschütteln bewirkte die Uraufführung der Oper Universums-Stulp in diesem Jahr in Wuppertal. Hier geht es um groteske Phantasien eines drogensüchtigen Schriftstellers, die in Ton und Bild umgesetzt werden. Nicht nur die Inszenierung, sondern das Werk an sich befremdete.

Man mag sich an solchen Inszenierungen stören und nicht selten dürften sie mit den Absichten des Komponisten nur wenig gemeinsam haben. Doch manchmal bieten solche kontroversen Aufführungen auch Zugänge zu neuen Sichtweisen und stellen das jeweilige Werk in grössere Zusammenhänge. Schliesslich war auch längst nicht jede heute gern gesehene Oper zu ihrer Zeit unumstritten. Zum Beispiel führte gerade Wagners Oper Tannhäuser bereits bei ihrer Pariser Premiere 1851 wegen einer Ballett-Einlage an vermeintlich falscher Stelle zu einem riesigen Skandal. Der Popularität des Werkes tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil, der Skandal beförderte die Neugier des Publikums.

Zeitgemäss: die multimediale Inszenierung

Nicht immer müssen moderne Mittel zum Eklat führen. Andere Musikveranstaltungen wie Musicals nutzen bereits länger neue Medien. Vor zwei Jahren erwies sich auch ein multimediales Opernspektakel in Stuttgart als besonderer Erfolg. Mozarts Don Giovanni wurde dabei bewusst als Event auf mehreren Kanälen inszeniert. Parallel zur klassischen Opernaufführung wurde das Ereignis auch im Fernsehen, im Radio und im Internet übertragen. Ausserdem wurde Don Giovanni im Rahmen eines Public Viewing ähnlich wie eine Sport- oder Showveranstaltung gezeigt. Bei der Internet-Präsentation konnten die Zuschauer zwischen sechs Perspektiven wählen, aus denen sie das Werk betrachten wollten. Als weiteres Angebot erklärte ein bekannter Entertainer in einer der beiden Fernsehübertragungen das Geschehen und führte hinter die Kulissen und an die Bar der Oper. So war es möglich, die traditionsreiche Oper in ganz unterschiedlichen Räumen und aus ganz verschiedenen Sichtweisen zu erleben.

Operninszenierung und Eventdienstleistungen

Auch im Bereich der Eventdienstleistungen ist die Kunst der Inszenierung gefragt. Event-Inszenierung ist ein feststehender Begriff. Dabei geht es nicht nur um die praktische Umsetzung einer Event-Dramaturgie. Die Event-Inszenierung setzt bereits im Vorfeld bei Werbung und PR an und erstreckt sich auch auf die Nachbereitung und die nachträgliche Kommunikation. Insofern ist Inszenierung als Aufgabe hier weiter als bei einer Opernaufführung gefasst. Andererseits kann die Event-Inszenierung aber auch von der Opern-Dramaturgie sehr viel lernen. Hier besteht eine in Jahrhunderten gewachsene Erfahrung, eindrückliche Wirkung zu erzielen. Das ist es auch, was ein Event erreichen will.

 

Oberstes Bild: © chaoss – Shutterstock.com

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