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Der Feuerlauf stellt ein uraltes Ritual dar. Auch heute laufen Menschen noch aus spirituellen Gründen durch die Glut – übrigens nicht nur bei Naturvölkern und in entlegenen Gegenden der Welt.

Die Fiesta des Dorfes San Pedro de Manrique in der spanischen Region Kastilien zieht jedes Jahr im Juni Tausende Besucher an – ihr Höhepunkt ist der traditionelle Feuerlauf zur Sommersonnenwende.

Inzwischen spielen Feuerläufe auch als Coaching-Variante eine Rolle. Entsprechende Angebote gibt es für Privatpersonen und als Teambuilding-Event für Firmen. Moderne Feuerläufer haben für den Lauf über glühende Kohlen ganz unterschiedliche Motive – im Kern geht es dabei um die Überwindung von Blockaden und inneren Grenzen.

Ursprung des modernen Feuerlaufes in der Schweiz

Feuerläufe mit Coaching-Komponente werden inzwischen an vielen Orten und von vielen Trainern angeboten. Ihre Wurzel haben die modernen Feuerläufe jedoch in der Schweiz. Otto Gerber und Gérard Moccetti stammen aus Zürich und sind gestandene Geschäftsleute und Banker, ihre Feuerlauf-Seminare bieten sie parallel dazu seit 1986 an. Beide betonen, dass es ihnen dabei nicht um kommerzielle Interessen, sondern um den Gewinn durch ein tief greifendes Erlebnis geht – Privatpersonen zahlen für die Teilnahme an ihren Feuerlauf-Events einen seit Jahren unveränderten Preis von 130 Franken. Auch eine eigene spirituelle Botschaft verbinden sie mit ihren Angeboten nicht. „Ihren“ Feuerläufern wollen sie Hilfestellung für eine einzigartige und eigenständige Erfahrung bieten, die oft zu nachhaltigen persönlichen Veränderungen führt.

Prägende Erfahrungen

Ein Feuerlauf nach dem Konzept von Gerber und Mocetti, das übrigens die Anforderungen der IFA (International Firewalkers Association) vollständig erfüllt, ist ein ganzheitliches Event, bei dem es nicht nur um den eigentlichen Lauf, sondern um eine komplexe (Selbst-)Erfahrung geht. Das Event beginnt mit dem Kennenlernen der Geschichte des Feuerlaufens sowie verschiedenen Übungen in der Gruppe. Nach einem gemeinsamen Nachtessen in meditativer Atmosphäre entzünden die Teilnehmer das Feuer. Bis es heruntergebrannt ist und der Feuerlauf beginnen kann, folgen weitere Gruppenübungen, deren Kernstück eine Bekenntnisübung ist: Jeder Teilnehmer „bekennt“ vor der Gruppe, welche persönlichen Ziele und Ideen er mit dem Feuerlauf verbindet.

Otto Gerber schreibt, dass die Teilnehmer der Events diese Übung als sehr kraftvoll empfinden. Der Feuerlauf gewinnt durch sie eine grössere zeitliche Dimension – und die Feuerläufer oft die mentale Energie, selbst zuvor für unmöglich gehaltene Vorhaben anzugehen. Nach etwa drei Stunden ist das Feuer heruntergebrannt und die Zeit für den Lauf gekommen. Die Teilnehmer sollen dabei nur ihrer inneren Stimme folgen und ihre eigenen Entscheidungen treffen. Eine Verpflichtung zum Laufen gibt es nicht.

Austausch über die Feuerlauf-Erfahrung

Zum Abschluss treffen sich die Feuerläufer nochmals in der Gruppe, tauschen ihre Erfahrungen aus und absolvieren eine kurze Meditation zum Dank für das eindrucksvolle Erlebnis. Gewürdigt werden bei dieser abschliessenden Zusammenkunft alle – diejenigen, die tatsächlich durch die Glut gelaufen sind, ebenso wie die, die sich nicht dafür entschieden haben. Gerber und Mocetti betonen auf ihrer Website feuerlaufen.ch, dass es keinen objektiven oder allgemeingültigen Sinn des Feuerlaufens gebe. Was die Teilnehmer der Seminare langfristig aus dieser Erfahrung machten, sei das Ergebnis eines langfristigen Kommunikationsprozesses. Dessen entscheidende Faktoren seien die Motivation der Feuerläufer und ihre Bereitschaft, ihre Feuerlauf-Erfahrungen auf ihr Leben zu übertragen und in den richtigen Zusammenhängen anzuwenden.

 

Oberstes Bild: © Jan ceika – Shutterstock.com

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