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Rückzugsorte sind wichtig für Kinder. Im Garten bauen sie Höhlen aus Ästen – in ihrem Zimmer Verstecke. Kinder leben manchmal in ihrer eigenen Welt – besonders lieben sie diese, wenn sie sich hoch über der Welt der Erwachsenen befindet.

Darum gibt es für Ihre Kinder im Garten keinen schöneren Aufenthaltsort als ein Baumhaus.

Wenn Sie selbst nicht gern handwerkeln, könnten Sie Ihren Kindern Bretter, Nägel, Hammer und ein Kletterseil in die Hand drücken. Aber auch wenn Ihre Kinder geborene Tüftler sein sollten, werden Sie mit dem Ergebnis kein gutes Gefühl haben. Was dort oben im Baum gebaut wird, sieht aus, als entstamme es einem Abenteuerroman des 19. Jahrhunderts. Und Sie fürchten den Tag, an dem Ihre Kinder fertig werden und es ausprobieren wollen. Lassen Sie es nicht so weit kommen. Kaufen Sie ein Baumhaus. Oder versuchen Sie, selbst eins zu bauen.

Baumhäuser sind wieder modern

Seien wir doch ehrlich: Wir sind zwar erwachsen, gehen täglich unserer Arbeit nach, sitzen seriös – und viel zu lang – am Schreibtisch auf unserem Bürostuhl – und würden doch viel lieber andere Dinge tun. Beispielsweise einen Nachmittag lang Fussball spielen; oder mit den Freunden von früher hoch oben in einem Baumhaus sitzen und geheime Pläne schmieden. Dass die Erwachsenen ihr Baumhaus vermissen, zeigt ein aktueller Ferien-Trend: Überall auf der Welt entstehen in der Natur an besonders schönen Orten Baumhotels: Hier können Sie, professionell eingebettet in das Naturkunstwerk Baum, entspannt und bequem übernachten.

Selbst bauen!

Davon, die Kinder das Baumhaus alleine bauen zu lassen, haben Sie wohl Abstand genommen. Jetzt können Sie sich selbst mit Brettern, Dachpappe und Strickleiter bewaffnen und sich frisch ans Werk machen. Vielleicht helfen Ihnen Ihre Kinder ja mit. Handwerker sprechen von „intuitiver Statik“, wenn Sie ein so entstandenes Gebilde betrachten. Damit drücken Sie sie vermutlich höflich aus, dass der Erbauer des luftigen Gebäudes von der architektonischen Kunst überhaupt keine Ahnung hat und nach folgendem Prinzip arbeitete: Wenn ich hier ein Brett annagle, muss vermutlich dort ein Balken hin.

Nicht überschätzen!

Ein Baumhaus in luftiger Höhe, das von mehreren Kindern (und Erwachsenen) bewohnt werden soll, ist eine handwerkliche Herausforderung. Wenn Sie Ihre Freizeit normalerweise lieber mit Bücherlesen verbringen, sollten Sie vom Bau besser die Finger lassen. Für alle anderen werden hier gängige Baumethoden vorgestellt. Eine detaillierte Auflistung der Arbeitsschritte würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Der geeignete Baum

Wenn Sie gern hoch hinaus möchten, wählen Sie dafür einen ausgewachsenen, gesunden Baum. Perfekt eignen sich Buchen und Eichen, denn deren Astgabeln bilden oft 45- bzw. 90-Grad-Winkel, was eine solide Befestigungsgrundlage schafft. Ein weiterer grosser Vorteil von Buchen und Eichen: Sie haben ausgeprägte Selbstheilungskräfte und Verletzungen durch Schrauben und Nägel verschliessen sich schnell. Weitere geeignete Baumarten sind: Kastanie, Esche, Linde und Walnuss.

Verschiedene Konstruktionsmethoden

Eine besonders sanfte Technik ist die sogenannte Klemmmethode. Dabei wird eine Stahlmanschette um den Baum gelegt, an welcher man Balkenschuhe für die Holzkonstruktion befestigt. Die Hängemethode sichert das Baumhaus mit Textilschlaufen und Stahlseilen im Baum selbst. Bei der Stützmethode wird es mit Balken von unten abgesichert. Grössere Hauskonstruktionen kann man mit der Schraubmethode fixieren. Dabei werden die sogenannten Garnierschrauben eingesetzt. Diese relativ neue Methode trägt pro Schraube eine Last von bis zu fünf Tonnen! Der grosse Vorteil also: Sie benötigen für Ihr Baumhaus nur wenige Schrauben und schonen so den Baum.

Der fertige Bausatz

Natürlich kann man sich ein Baumhaus von einem Fachmann bauen lassen. Grössere Projekte kosten jedoch nicht wenig. Eine Alternative ist ein Baumhaus-Bausatz für Ihre Kinder. Sie benötigen nicht viel mehr als einfaches Leseverständnis, ein durchschnittliches räumliches Vorstellungsvermögen sowie Akkuschrauber und Inbusschlüssel. Kleinere Bausatz-Bauhäuser haben eine Höhe von 250 bis 300 Zentimetern, stehen auf kräftiger Pfostenkonstruktion und sind über eine solide Leiter erklimmbar. Oft sind sie noch mit Schaukel, Rutsche oder Kletterseil kombiniert. Interessant sind die Modelle, die mit einem Holzgerüst verbunden werden, das einem jungen Baum als Wuchsschutz dient. So wird ein frei aufgestelltes Baumhaus im Laufe der Jahre vom Baum überwachsen.

Auch für Erwachsene: das perfekte Baumhaus

Mit dem Baumhaus verhält es sich ähnlich wie mit der Modelleisenbahn: Erst schenkt man es den Kindern, dann benutzt man es viel lieber selbst. Ein grosses Baumhaus, Zeitkapsel für Erwachsene zur Erinnerung an ihre Kindheit, sollte allerdings vom Fachmann gebaut werden. Von Profis konstruierte Baumhäuser sind sicherer, wunderschön – und teuer. Bevor Sie Handwerker kommen lassen, sollten Sie sich bei der zuständigen Baubehörde erkundigen, ob Ihr Luftschloss eine Genehmigung benötigt. Ohne eine solche Genehmigung dürfen die meisten richtig grossen Kinderträume leider keine Realität werden.

Wenn Sie Ihr Baumhaus als Gästehaus gestalten wollen, in dem Sie und Ihre Besucher eventuell auch im Winter übernachten können, kommen Sie ohne Doppelverglasung und Verbauung von Wärmedämmstoffen nicht aus. Profis setzen so etwas um – und nehmen zwischen 35’000 und 70’000 Euro dafür. Kleine, einschalige Häuser gibt es „schon“ ab 5000 Euro. Wenn Ihnen der Spass dieses Geld wert ist… Eventuell müssen Sie wohl doch zu Brettern, Hammer und der intuitiven Statik greifen. Dann jedoch auf eigene Verantwortung!

 

Oberstes Bild: © Sabine-Schönfeld – fotolia.com

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