Bergsteigen Mikadun Shutterstock.comBergsteigen Mikadun Shutterstock.com

 Denkt man an die Schweiz, fallen einem zuerst die Berge ein. Vielen werden spontan an die markanten Massive wie Jungfrau, Mönch, Eiger, St. Gotthardt und natürlich das besonders markante Matterhorn denken. Doch diese fünf Berge stellen nur eine winzige Auswahl der Gipfel dar, welche das endlose Meer aus Bergen rund um die Schweiz ausmachen.

Alleine die Region um Graubünden kann mit sage und schreibe tausend Gipfeln aufwarten. Alleine 360 davon liegen über dreitausend Metern. Da hat man schon etwas zu tun, wenn man alle diese Berge besteigen möchte.

Die Schweizer Tourismusindustrie hat den Wert ihrer Gipfel natürlich schon längst erkannt. Obwohl das Bergsteigen nach wie vor zu den gefährlichsten Sportarten der Welt gehört, sind doch viele Massnahmen ergriffen worden, um das Kraxeln sicherer zu machen. So stehen auch Anfängern bereits eine ganze Reihe gut ausgebauter Berge zur Verfügung. Diese sind mit Seilbrücken, Geländern, eingehauenen Treppen und fest installierten Haltekabeln ausgestattet, welche stets einen sicheren Halt bieten.

Doch „Anfänger“ bedeutet beim Bergsteigen keinesfalls, dass auch für leicht befundene Touren für Untrainierte zu bewältigen sind. Beim Kraxeln sollten Übergewichtige und Bewegungsmuffel einsehen, dass dieser Sport so lange ausscheidet, bis man sich die körperlichen Voraussetzungen dafür antrainiert hat. Eine gute Kondition ist beim Klettern immer die Grundvoraussetzung. Wer sich ohne diese auf den Weg in den Berg macht, gefährdet sich und andere!

Ein guter Weg, sich die notwendige Kondition anzueignen, ist das Wandern. Je nach Route sind auch hier bereits kurze Etappen dabei, bei denen sich der Wanderer an Kabeln und Seilen auf eine höhere Ebene hieven muss. Als Faustregel kann man Folgendes annehmen: Wenn man eine anspruchsvolle, sechsstündige Wanderung souverän bewältigen kann, darf man sich guten Gewissens auch an einen leichteren Gipfelsturm wagen.

Zum Kraxeln gehört auch stets die korrekte Ausrüstung. Helm, Handschuhe, spezielle Bergsteiger-Schuhe und Karabinergurte sind die Grundausstattung. Ebenso gehört die Kenntnis um das richtige Verhalten am Seil und auf dem Berg zur Grundvoraussetzung, bevor man sich auf dem Weg zum ersten Gipfel macht. Wie man sich richtig sichert und abseilt, kann in den zahlreichen Trainingszentren rund um die touristisch erschlossenen Gipfel erlernt werden. Ideal sind dazu die Kletterhallen, von denen in der Schweiz über 30 zur Verfügung stehen. Dort bietet hervorragend ausgebildetes Fachpersonal den Einsteigern Kurse über das korrekte Verhalten an der Wand an. Diese Fachleute können einem auch sagen, ob man für die Bergtour unter Realbedingungen bereit ist oder ob noch ein wenig trainiert werden muss.

Das A und O beim Bergsteigen ist natürlich die Schwindelfreiheit. Eine hervorragende Kondition nützt am Seil hängend wenig, wenn eine Panikattacke den Kraxler weder vorwärts noch rückwärts kommen lässt. Was die Schweizer Alpen wirklich bedeuten, kann mit den Gondelbahnen oder den frei schwingenden Sesselliften erfahren werden. Wer diese Fahrten übersteht, ohne dass es ihm den Magen herumdreht, der kann sich an die nächsten Schritte wagen. Auch ein Blick einen Abhang hinab in ein Tal gibt eine gute Vorstellung von den Dimensionen, die einen echten Bergsteiger in den Schweizer Alpen erwarten. Ein gesunder Respekt vor der Höhe ist in jedem Fall ratsam und gesund – bei Ausbrüchen nackter Panik sollte man jedoch von Hobby des Bergsteigens absehen.

Besteht man die Herausforderungen in der Kletterhalle bereits genügend, ist an der Wand ebenfalls der Weg über einen Kurs anzuraten. Im Greyzerland werden beispielsweise Tages-Kletterkurse angeboten, bei denen der Neuling am Berg die richtigen Techniken und Verhaltensweisen vor Ort erlernen kann. Die nähere Umgebung bietet zahlreiche Gelegenheiten, das Erlernte auch anzuwenden. Auch hierbei sind die Trainer und Ausbilder stets behilflich. Sie führen so lange die mutigen Neulinge die Wand hinauf, bis diese ein sicheres Gefühl und ein professionelles Verhalten am Seil zeigen. Bei den bizarren Felstürmen des Gastlosen, im Jurakalk, im Sustengebiet und in der Bieler Jura werden ebenfalls ähnliche Kurse angeboten. Diese können im Schwierigkeitsgrad schrittweise gesteigert werden. So kann beispielsweise nach dem sicheren Beherrschen des Einseilkletterns auch das Mehrseilklettern erlernt werden.

Der Schweizer Alpen-Club hat eine Skala entwickelt, mit der die Schwierigkeit eines Berges für Bergsteiger eingeschätzt werden kann. Anfängern ist deshalb eine Schwierigkeit von L wie „Leicht“ bis WS wie „wenig schwierig“ empfohlen. Sie entsprechen den französischen Bezeichnungen F („facile“) und PD („peu difficile“). Berge, welchen die Bezeichnung „Leicht“ zugesprochen wurde, sind beispielsweise Piz Tschierva, Ostgrat Wildhorn und Teile des Bishorns. Als „wenig schwierig“ gelten der Piz Palü, das Balmhorn und der Weissmies, jeweils über die Normalroute.

Möchte man aber das Erlernte am Seil tatsächlich auch anwenden, kann ein Berg der Kategorie „ZS“ gewählt werden. Dies bedeutet „ziemlich schwierig“, was dem französischen „AD“ entspricht. Hier sind es der Biancograt des Piz Bernina, der Westgrat des Mönchs und auch bereits das berühmte Matterhorn über den Hörnligrat, welche schon Beispiele für eine profunde alpine Herausforderung sind.

 

Oberstes Bild: © Mikadun – Shutterstock.com

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