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Wer sich einmal beispielsweise am Genfer See ein lauschiges Plätzchen sucht und von dort aus das Treiben auf den Wegen beobachtet, entdeckt sie immer wieder – die Jogger und Walker, Gymnasten und Stretcher. Was alle diese Menschen wohl gleichermassen vereint, ist der Wunsch nach einer möglichst makellosen Figur, dauerhafter Schlankheit und einer gesunden Lebensweise.

Erst kürzlich ist mir eine Gruppe meist jüngerer Damen aufgefallen, die gemeinsam bei viel Gelächter und offensichtlichem Spass ihre Pfunde durch die Umgebung bewegten. Schnell kamen wir per Zufall ins Gespräch und ich erfuhr, dass diese Frauen Abnehmen zum gemeinsamen Ziel erklärt hatten.

Warum es dabei immer auch lustig zugeht, durfte ich auch erfahren. Das Grüppchen feiert in regelmässigen Abständen sogenannte Abnehmpartys.

In der Gruppe an der Figur arbeiten und Spass haben

Zunächst interessierte mich brennend, auf welche Weise die sechs Damen im mittleren Alter überhaupt auf die Idee gekommen waren, eine Gruppe zu bilden. Meist wird ja doch allein auf der Waage gestanden, Kalorien gezählt und die eine oder andere Diät ausprobiert.

„Wir haben uns in einem Forum kennengelernt, in dem es eigentlich um schlechte Erfahrungen mit irgendwelchen Wunderdiäten geht. Wie man sieht, haben die ja kaum so wirklich angeschlagen. Jetzt wollen wir es gemeinsam versuchen, ohne Wunderdiäten, dafür aber mit jeder Menge Spass“, verrät mir Manuela, offensichtlich die Jüngste in der Gruppe.

Monika fügt hinzu: „Ja, und ausserdem macht die gegenseitige Kontrolle nicht nur Spass, sondern auch schon ein wenig Druck. Dabei zählen eigentlich weniger die Kilos auf der Waage, sondern mehr die wirklichen Bemühungen.“

Was macht den Spass aus?

Das war auch gleich meine nächste Frage. Ich selbst kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Hungern um jedes Gramm wirklich Spass machen könnte. Dazu bin ich viel zu sehr der Geniesser. „Wenn Spass aufkommen soll, dann muss man sich vom blanken Kalorienzählen und Verzicht verabschieden. Bei uns geht es mehr um Aktivität. Und damit meine ich nicht nur Sport und Information. Einmal im Monat treffen wir uns zur Abnehmparty. Auch heute Abend wieder. Sie können ja mal rumkommen!“

Schnelle Einladung, schnelles Interesse. Ich bin gespannt. Meine derzeitige Vorstellung von einer solchen Abnehmparty sieht schon eher langweilig aus. Sicherlich wird da erstmal viel geplaudert, dann werden irgendwelche Tabellen herausgekramt und jeder verrät, was er so alles gefuttert hat oder eben auch nicht. Am Ende gibt’s vielleicht das Damen-Mode-Getränk Prosecco und dann wird eben noch einmal leicht und locker und vielleicht ein wenig beschwipst einfach nur so getratscht. Wie das Frauen eben so machen.

Abnehmparty, Funfaktor hoch drei

Also mache ich mich kurz nach 19 Uhr auf die Suche nach der angegebenen Adresse. Locker leichtes Outfit, natürlich in bedeutungsschweren Turnschuhen und irgendwie gespannt klingele ich an der schweren Hauseingangstür und warte. Und siehe da, es wird mir aufgetan. Drei Stockwerke höher komme ich leicht schnaufend bei der Gastgeberin an. Ich bin erst der zweite Gast. Fehlen also noch fünf.

Und die kommen dann gleich in der Gruppe. Jede hat eine Schüssel unterm Arm und auch die obligatorische Flasche darf nicht fehlen. Natürlich meist Prosecco. Hab ich mir schon gedacht. Aber auch selbstgemachte Fruchtsäfte und der eine oder andere Sprudel sammeln sich auf dem Küchentisch. Dazu eine Menge an Schüsseln und Schüsselchen mit Sachen, die nicht immer unbedingt gesund oder wie Schlankmacher aussehen. Kartoffelsalat, ein Fruchtsalat und eine Menge anderer Salate ergeben ein buntes kaltes Buffet. Also hungern wird hier wohl keiner.

Irgendwie erinnert alles an eine der bekannten Bottle-Partys, jeder bringt eben was mit. Nach kurzer aber herzlicher Begrüssung trifft sich die ganze Truppe im Wohnzimmer. Noch wird über den Nachmittag geplaudert, keine Spur von einer Waage, keine der Damen kramt nach Zettelchen, Listen und Tabellen. Irgendwann kommt die Frage, was denn heute so auf dem Speisezettel der einzelnen stand. Auch hier klingt nichts nach Verzicht, hungern oder Straf-Diät. Aber irgendwie bewusst und gesund klingt das schon.

„Wir wollen eben nicht verzichten, schon gar nicht auf die schönen Seiten des Lebens. Vielmehr wollen wir geniessen, aber eben ein wenig bewusster. Und das bringt auch was. Bei mir sind in den vergangenen fünf Monaten ganze 12 Kilo runtergegangen. Ohne Pillen und Wunderdiäten, fast von allein.“

„Na ja, so ganz allein nicht“, lenkt Carola ein. „Dreimal in der Woche gemeinsam Bewegung, dazwischen eben was jeder so schafft und beim Essen schauen wir schon etwas genauer hin. Anregungen dazu gibt es ja hier in der Gruppe genug. Jetzt aber erstmal Prösterchen.“

Wir stossen gemeinsam an und mit jedem weiteren Gläschen des prickelnden Proseccos wird die Stimmung heiterer. Dazwischen gibt es die durchaus leckeren Fruchtsäfte, und wer will, trinkt eben auch mal ein Wasser. Die Schüsseln sind halb leer, die verschiedenen Salate waren nicht nur lecker, sondern auch gesund. Das wurde mir klar, als die Rezepte ausgetauscht wurden.

„Heute hast du eben Pech gehabt, es war Salat-Tag. Wenn du magst, kannst du ja nächsten Monat wiederkommen. Da ist Fleischtag. Ausserdem könntest du auch der erste Mann in unserer Gruppe sein. Das macht dann sicher noch mehr Spass.“ Ich sage zu und bin jetzt Teil einer illustren Gruppe von Frauen, die sich den Speck nicht einfach nur abhungern, sondern eben richtigen Spass dabei haben. Und den gleich dreifach: Beim gemeinsamen Treffen, beim Rezeptaustausch und den kleinen, aber deutlichen Abnehmerfolgen und eben einmal im Monat auf der selbst organisierten Abnehmparty. Ganz ohne Waage, ohne Pillen und Pülverchen, aber mit Spass und Genuss.

 

(Autor: Olaf Hoffmann)
Oberstes Bild: © taramara78 – Shutterstock.com

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