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Wer nicht wagt, der nicht gewinnt: Zocken steht bei den Schweizern hoch im Kurs. Wenn auch Sie zu denjenigen Eidgenossen gehören, die gern ihr Glück beim Lotto, bei Sportwetten, im Online-Casino oder in einer landbasierten Spielbank versuchen, die zudem mit einer eleganten, gut bestückten Bar zum Entspannen einlädt, sind Sie in guter Gesellschaft. Die Nummer Eins in Sachen Glücksspiel in der Schweiz ist und bleit dabei das Lottospiel, dem im vergangenen Jahr 32 Bewohner ihren Aufstieg in den Club der Millionäre zu verdanken hatten. Aber auch Casinospiele sind on- und offline populär.

Zürich

(Quelle: pixabay.com)

Allein ohne die seit 2019 mit einer schweizer Lizenz erlaubten Online-Casinos erzielten die traditionellen Spielbanken im vergangenen Jahr einen Bruttospielertrag von 452 Millionen Franken. Dabei sind vor allem die erst vor zehn Jahren in einem umgebauten denkmalgeschützten Gebäude aus den 1930er Jahren eröffnete Spielbank Zürich und das seit mehr als 130 Jahre beliebte elegante Grand Casino Baden Besuchermagneten. Beide erzielten Bruttospielerträge von mehr als 50 Millionen Franken. Insgesamt zählten die Schweizer Casinos 2020 rund 2,5 Millionen Besucher.

Wie es sich für ein stilvolles Ambiente fast schon gehört, besitzt das klassische Tischspiel dabei eine besondere Anziehungskraft. Sich wie der fiktive Superagent James Bond fühlen und sein Kartentalent beweisen, zwischendurch an einem Martini nippen (allerdings sind nichtalkoholische Getränke besser, wenn es um die Konzentrationsfähigkeit geht) und als Mann oder Frau von Welt auftreten, macht dabei auch am Pokertisch einen Teil des Reizes aus.

Viele Zocker bereiten sich gründlich auf das Spiel vor, und das nicht nur in punkto Kleidung. Am leichtesten lassen sich die Spielregeln beim Poker mitsamt der dazugehörigen Benimmregeln online lernen. Das erspart nicht nur eventuelle Verlegenheiten, die nur allzu leicht durch einen gesellschaftlichen Fehler am Spieltisch entstehen können, es erleichtert auch das Gewinnen. Obwohl die Regeln beim Poker binnen Minuten verstanden werden können, dauert es ein Leben lang, um tatsächlich das in erster Linie auf mathematischen Wahrscheinlichkeiten und psychologischen Erkenntnissen beruhende Spiel zu beherrschen. Wenn Sie nicht von Anfang an gewisse Grundkenntnisse erwerben oder mitbringen, können Sie zwar gewinnen, aber das ist dann tatsächlich reines Glück.

Ein weitverbreiteter Anfängerfehler ist es, nicht zu wissen, bei welchen Starthänden man von vornherein folden sollte. Das Ranking der Hände ist deshalb der erste wichtige Punkt, der studiert werden sollte, um zu wissen, wie etwa eine Full House Poker Hand im Vergleich zu zwei Paaren dasteht.

Allein beim Texas Hold‘ em mit fünf Karten gibt es am Anfang, wenn der Spieler zwei eigene Karten hat, insgesamt 1326 mögliche Kombinationen. Zwar ist die Starthand lediglich das, was der Name besagt, nämlich ein Anfang, aber bei einem schlechten Start steigen kluge Spieler gleich aus und nutzen stattdessen die Auszeit, um die Gegner zu beobachten. Weil gerade beim Poker in erster Linie gegen die anderen Spielern und weniger deren Karten angetreten wird, sind persönliche Achillesfersen enorm wichtig. Erfahrene Zocker wissen, wo ihre eigenen Schwächen liegen und arbeiten daran, genau wie sie auch feststellen, ob die Kontrahenten zum Übermut oder zur Arroganz neigen und sich überschätzen, ob sie gezielt oder unüberlegt bluffen oder sich leicht von anderen ins Bockshorn jagen lassen.

Pokerstars wie der Deutsche Pius Heinz, der im Alter von gerade mal 22 Jahren nach vier Jahren als überwiegend Online-Zocker in Las Vegas bei der World Series of Poker zum Weltmeister gekürt wurde und mit einem Schlag um 8,7 Millionen Dollar reicher war, hat wie die meisten seiner Kollegen das Spiel gründlich studiert. Beim Online-Pokern ist die Situation wie dafür gemacht, sich jeden einzelnen Spielzug aufzuschreiben. Zwar reichen ein paar Hände nicht aus, um eine vernünftige Datensammlung anzulegen, aber jedes Spiel trägt zu den Informationen bei.

Weil man hinterher meist klüger ist, lässt sich schwarz auf weiß sehen, welche eigenen Verhaltensmuster sich als nützlich erwiesen oder stattdessen zu einer Niederlage geführt haben. Vielversprechende Hände lassen sich so ebenfalls mit etwas Übung erkennen, so dass sich gezielter entscheiden lässt, wann es riskant wäre, zu erhöhen, und wann es ein Fehler wäre, es nicht zu tun.

Auch die Sitzreihenfolge beim Pokern beeinflusst das Spiel, weil davon abhängt, wann Sie mit dem Setzen an der Reihe sind. Jeder Spielzug verändert das Szenario, und je mehr mathematisches Verständnis Sie besitzen, desto einsichtiger wird das Zocken.

Da allein bei Varianten mit fünf Karten wie bei der weitverbreitesten Pokerart Texas Hold‘ em kaum fassbare 2598960 verschiedene Kombinationen möglich sind, würde es ein Computerhirn brauchen, um die mit jeder ausgespielten Karte entstandenen neuen Wahrscheinlichkeiten zu erfassen. Wenn Sie jedoch das Grundverständnis mitbringen und zudem gelernt haben, die Mitspieler einzuschätzen, reichen auch ein kühler Kopf und starke Nerven, um langfristig Erfolg zu haben.

Für hitzige Gemüter oder ungeduldige Zocker ist Pokern allerdings weniger geeignet. Selbst die weltbesten Spieler haben Zeiten, in denen ihnen das kleine bisschen Glück, das auch zum Pokern dazugehört, fehlt. Zu wissen, wann es Zeit ist, aufzuhören, ohne zu versuchen, durch einen riskanten Einsatz das verlorene wiederaufzuholen, ist eine wichtige Lektion. Hinzu kommt, dass auch häufige Gewinne trügerisch sein können. Wer oft kleine Töpfe einstreicht, aber ab und zu hohe Einsätze verliert, kann trotzdem auf Dauer in den roten Zahen bleiben, auch wenn man sich auf der Siegerstrecke wähnt. Buchführung über Einnahmen und Ausgaben sind zumindest beim regelmäßigen Zocken ein guter Anhaltspunkt, um zu sehen, ob Poker das richtige Hobby ist.

Gaming

(Quelle: pixabay.com)

Dabei setzen etliche erfolgreiche Zocker auf andere Spiele, um sich zwischendurch zu erholen, so wie etliche Spitzenfussballer zwischendurch zu den Pokerkarten greifen, um sich zu unterhalten. Spitzensport und Spitzenpoker haben nach Ansicht von Experten einiges gemeinsam. Beides erfordert eine nicht nachlassende Konzentrationsfähigkeit, Beobachtungsgabe, die Fähgigkeit, blitzschnell Situationen zu analysieren und Entscheidungen zu treffen, und mit Niederlagen umgehen zu können. Genau wie Sportler bereiten sich viele Zocker mit Fitnesstraining auf Turniere vor, und auch der Ernährungsplan wird auf die körperlichen und geistigen Strapazen abgestellt.

Doch sogar ohne Ambitionen auf einen Platz in der Weltelite gehört Poker zu den Hobbies, bei denen sich gezielt die eigenen Leistungen trainieren lassen. Spaß macht den meisten Kartenfans das Spiel bereits von Anfang an, aber ohne ein gewisses Studium der Wahrscheinlichkeiten ist es genauso wahrscheinlich, dass Anfängerglück eben genau das bleiben wird – Anfängerglück. Und die meisten Zocker genießen es, wenn sie wissen, dass ihr Sieg ihrem Köpfchen zu verdanken ist, weil sie jede Entscheidung überlegt und richtig getroffen haben.

Wenn es zwischendurch tatsächlich nur aufs Glück ankommen soll, gibt es schließlich noch jede Menge andere Glücksspiele. Etwa beim Lotto richtig zu tippen lässt sich intellektuell nicht beeinflussen, aber 32 neue Lottomillionäre 2021 zeigen, dass selbst ein noch so unwahrscheinlicher Glücksfall möglich ist. Und weil das eine das andere nicht ausschließt, stehen Schweizer Zockern viele Möglichkeiten offen, sich zu amüsieren, und das offline genauso wie online.

Und sogar im Falle eines Verlusts ist nicht alles verloren. Glücksspielabgaben aller Art füllen den Staatssäckel, und das Geld kommt wiederum den Bürgern in der einen oder anderen Form zugute. Das gilt selbst für die wenigen Schweizer, bei denen das Zocken nicht hoch im Kurs steht.

Von mdubach

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