Beim Balancieren auf der Slackline sind Konzentration und Körperbeherrschung gefragt: Nur wer jeden Schritt sorgfältig plant, schafft es, sich auf der schwingenden Slackline zu halten. Bei einem gemeinsamen Nachmittag hat die gesamte Familie viel Spass auf dem dehnbaren Kunstfaserband.
Schon die alten Römer und Griechen liebten das Balancieren und erfreuten sich an der Kunst der Seiltänzer. Damals sollen die Künstler noch auf Hanfseilen balanciert sein. Experten gehen davon aus, dass der Seiltanz schon rund 2000 Jahre alt ist und seinen Ursprung in der Mongolei oder in Kasachstan hat.
Der Begriff Slackline kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „lockeres Band“. Die Idee des Slacklinings kommt aus den USA. Im Yosemite-Nationalpark vertrieben sich Kletterer in den 70er-Jahren die Zeit bis zum nächsten Aufstieg mit dem Balancieren auf Absperrketten und Bändern. Zudem spannten die Kletterer eigene Kletterseile, um zu trainieren.
In den 80er-Jahren hatten Adam Groskowsky und sein Freund Jeff Ellington nach einem Besuch im Yosemite-Park die Idee, ein flaches, dehnbares Band zu befestigen und darauf zu balancieren. Obwohl die Idee damit bereits einige Jahre alt ist, wurde die Slackline in Europa erst um 2000 herum berühmt. Sogenannte Highline-Aktionen, bei der die Line zwischen zwei sehr hoch liegenden Felsen gespannt wurde, gelangten in die Medien. Vor allem Extremkletterer erregten mit dem Slacken in schwindelerregenden Höhen einiges Aufsehen.
Unter Extremsportlern gilt eine Strecke im Yosemite-Park am Lost Arrow als legendär. Als erster Europäer überquerte der österreichische Extremkletterer Heinz Zak im Jahr 2003 die Strecke. Zak berichtet auf seiner Homepage von einem Treffen im Jahr 2006, bei dem sich zahlreiche Slackliner in seinem Heimatort Scharnitz versammelten. Von dort aus trat das Kunststoffband seinen Siegeszug durch Europa an.
Die heute verwendeten Slacklines sind Gutbänder mit einer Breite von rund 2,5 Zentimetern. Einige Experten raten jedoch Hobby-Slacklinern zu breiteren Gurten von drei Zentimetern, da diese weniger einschneiden. Eine klassische Slackline ist zwischen 10 und 30 Metern lang. Wenn Sie zum ersten Mal eine Slackline betreten, werden Sie sich kaum in luftige Höhen begeben: In der Regel werden die Bänder in Kniehöhe über dem Boden gespannt.
Idealerweise wählen Sie zwei Bäume oder stabile Pfosten aus, die auf einem weichen Untergrund stehen, so dass Stürze abgemildert werden. Gespannt wird der Gurt mit einem Flaschenzug, wie er auch beim Klettern oder Bergsteigen verwendet wird. Alternativ spannen Sie die Slackline mit einem Hebelzug oder einer Ratsche.
Als Anfänger sollten Sie sich bei Ihrem ersten Gang über die Slackline von einem anderen Familienmitglied oder Teilnehmer stützen lassen. Wichtig ist, zunächst ein Gefühl für den schwingenden Gurt zu bekommen. Mit den Befestigungen haben Sie die Möglichkeit, das Durchhängen des Gurtes zu regulieren. Dabei gilt: Je straffer der Gurt, desto einfach ist das Balancieren!
Versuchen Sie nicht, so schnell wie möglich die Slackline zu überqueren! Mit kleinen Schritten kommen Sie schneller zum Ziel. Idealerweise spannen Sie den Gurt zu Anfang über eine recht kurze Distanz von etwa drei Metern. Am besten gehen Sie barfuss auf die Line, dann bekommen Sie schnell ein Gefühl für die Schwingungen.
Gehen Sie nicht gleich los, sondern versuchen Sie zunächst einmal locker zu stehen. Heben Sie abwechselnd die Beine und versuchen Sie, sich auszubalancieren. Am besten klappt das, wenn Sie das Knie des Standbeines leicht beugen. Beim Laufen verlagern Sie das Gewicht auf den vorderen Fuss und ziehen den anderen nach dem Aufsetzen nach.
Natürlich werden bei einem gemeinsamen Familiennachmittag vor allem die Jüngsten viel Spass beim Slacken haben. Vielleicht lernen Sie sogar besser und schneller als die Eltern, das ist ein besonderes Erfolgserlebnis! Studien haben ergeben, dass Kinder mit einem besseren Gleichgewichtssinn bessere Schulnoten erzielen, also nichts wie hinauf auf den Gurt!
Nach den ersten Schritten und einigem Trainieren wird Ihnen das Laufen auf der Slackline nicht mehr schwierig erscheinen. Nun ist es an der Zeit für die ersten kleinen Kunststücke: Setzen Sie sich auf den Gurt und versuchen Sie aufzustehen. Wichtig ist, dass Sie zunächst trainieren, auf dem schwingenden Gurt zu sitzen. Am besten positionieren Sie sich in der Mitte der Line und versuchen aus dem Sitzen ein Bein aufzusetzen. Mit dem anderen Bein versuchen Sie, den Körper auszubalancieren. Das erscheint zunächst fast unmöglich, aber denken Sie daran: Übung macht den Meister!
Haben Sie es geschafft sich aufzurichten, ist die nächste Disziplin an der Reihe: Versuchen Sie, sich wieder zu setzen! Wenn Sie schon sehr sicher unterwegs sind, können Sie sich an fortgeschrittene Übungen wagen.
Beim Slacklining wird nicht nur der Gleichgewichtssinn trainiert. Der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten hebt in einer Pressemitteilung die positive Wirkung bei Gelenk- oder Knieverletzungen hervor. Zudem können die Slacklines auch bei der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten oder bei Schädel-Hirn-Traumata eingesetzt werden.
Beim Balancieren trainieren Sie vor allem die tiefe Muskulatur, gerade auf die Wirbelsäule wirkt sich das sehr positiv aus. Obwohl das Training auf einer Slackline als sehr wirkungsvoll gilt, empfinden viele den Sport nicht als anstrengend.
Entscheidend ist letztlich vor allem eines: der gemeinsame Spass!
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