Spass Arbeit Deborah Kolb Shutterstock.comSpass Arbeit Deborah Kolb Shutterstock.com

Mit Events ist es so eine Sache. Kultur, Niveau und Spass sollten sich die Waage halten. Gerade bei Betriebsausflügen will man ja auch bei noch so viel Freude und Anregung keinesfalls das Gesicht vor den Kollegen verlieren.

Da nimmt man häufig lieber den langweiligen Besuch im Freilichtmuseum in Kauf. Hauptsache, man blamiert sich nicht.

Das kann aber fatale Folgen haben. Wer allzu sehr auf seine unverfängliche Wirkung achtet, verschwindet allzu schnell im Mittelmass. Macht sich also abteilungsweit ein unwohles Gefühl der allgemeinen Verkrampftheit breit, dann helfen manchmal nur radikale Massnahmen, um die Kollegen wieder richtig in Fahrt zu bringen.

Das geht erstaunlich günstig. Ein perfektes Event, um auch den abgebrühtesten Knigge-Profi wieder zum Toben und Lachen zu bringen, ist bei jedem Autoverwerter möglich. Man braucht dazu fünf delegierte Spassbefohlene, fünf schwere Vorschlaghämmer, Handschuhe und Augenschutz und schliesslich ein makelloses, kratzerfreies, optisch einwandfreies – Auto!

Hat man alles beisammen, lautet die Parole nur noch: Gib ihm! Der hemmungslosen Zerstörung eines ehemals heiss geliebten Fahrzeugs kann niemand widerstehen. Die Vorstellung, ungestraft und ohne jede Scheu einem alten BMW oder Mercedes den Gang in die Presse zu beschleunigen, ist bei vielen als geheimer Wunsch vorhanden. Und wer noch nie auf so eine Idee kam, wird spätestens nach der Aufforderung auf den Geschmack kommen.

Wenn aber dennoch ein Rest an Hemmungen da ist, kann mit einem Wettbewerb der Spassfaktor maximiert werden. Die Regeln können dazu frei erfunden werden. Beispielsweise müssen die Mannschaften das Auto auf bestimmte Masse zurechtstutzen. Oder sie müssen gegenseitig raten, was es vor der zärtlichen Behandlung für ein Wagen gewesen ist. Der Fantasie sind bei diesen Spielen keine Grenzen gesetzt. Hauptsache, die Mitarbeiter und Kollegen toben sich nach allen Regeln der Kunst mal so richtig aus. Denn man sollte nicht vergessen – das Schwingen eines fünf Kilogramm schweren Hammers geht ganz schön in die Arme. Das verzückte Lächeln in den Augen der verschwitzen Kollegen wird man so schnell nicht vergessen.

Deutlich teurer, aber auch mit einem höheren Spassfaktor versehen ist die Selbstfahrt bei einem Stock-Car-Rennen. Das sind Wettbewerbe mit alten Autos, bei denen derjenige gewinnt, der am Ende überhaupt noch fahren kann. Das gnadenlose Zerstören seiner Gegner ist in diesem Sport besonders wörtlich gemeint. Da das Selbstfahren aber eine recht teure Sache ist, kann alternativ der Besuch bei einem solchen Rennen empfohlen werden. Das Betrachten der Zerstörungsorgie von den sicheren Zuschauerrängen aus ist deutlich gesünder, bietet aber den gleichen kathartischen Effekt.

Wenn Kollegen aber mal richtig aneinander Dampf ablassen müssen, können aufblasbare Boxhandschuhe aus dem Spielzeughandel helfen. Mit diesen können kräftige Schläge ausgeteilt werden, die dem Gegner jedoch kaum etwas anhaben. Ein zu diesem Zweck abgesperrter Ring kann bei einem Betriebsfest für ordentliche Laune sorgen. Und wer sich ziert, sich die riesigen Handschuhe anzuziehen, wird einfach per Los bestimmt. Am Ende hat man nur Gewinner.

Wer noch weiter seine Grenzen austesten möchte, dem sei der Bungee-Sprung empfohlen. Wer erinnert sich nicht an den spektakulären Einstand von Pierce Brosnan als James Bond im Film „Golden Eye“? In Verzasca, am berühmten Staudamm, kann der originale James-Bond-Sprung auch heute noch nachgeahmt werden. Auf Wunsch ist dies sogar rückwärts möglich. Zugegeben, das Erlebnis dauert nur wenige Sekunden und ist ähnlich teuer wie eine Stock-Car-Fahrt. Aber unvergesslich ist der Sturz von der 220 Meter hohen Staumauer auf jeden Fall.

Wenn Abteilungsleiter oder Chefs bei diesen Vorschlägen nur Kopfschütteln und Naserümpfen bei ihren Mitarbeitern ernten, dann kann die Mannschaft immer noch zum Essen eingeladen werden. Ein verlockendes, mehrgängiges Menü in einem absolut exklusiven Restaurant mit einem garantiert atemberaubenden Ausblick, diesem Angebot kann doch nun wirklich niemand widerstehen.

Grosse Augen bekommen aber dann die hungrigen Gäste, wenn die Versprechungen wortwörtlich eingehalten werden. Das „Dinner in the Sky“ ist ein kulinarisches und adrenalinförderndes Erlebnis, wie es in dieser Form kein zweites gibt. Die Gäste werden auf bequemen Drehstühlen an einer Plattform festgeschnallt und anschliessend samt Koch und Kellner per Autokran in die Luft gehoben. Und da schwebt man in 50 Metern Höhe und schreit sich die Seele aus dem Leib – oder geniesst einfach das Essen, die Aussicht und vor allem die frische Luft.

Besonders effektvoll wird ein „Dinner in the Sky“, wenn es zu bestimmten Anlässen angeboten wird. Feuerwerke oder Rockkonzerte bekommen von dieser Warte aus einen ganz besonderen Reiz.

Events dieser Art erfordern durchaus im Vorfeld eine Selektion und Menschenkenntnis der Einlader. Menschen mit pathologischer Höhenangst ist ein Dinner in the Sky oder Bungee-Sprung wirklich nicht zuzumuten. Aber Work-Life-Balance bedeutet auch Persönlichkeitsentwicklung. Events dieser Art geben einem Teilnehmer die Möglichkeit, die eigenen Grenzen zu erweitern und zu entwickeln. Manchmal muss man eben ungewöhnliche Massnahmen ergreifen, um wirklich eine Veränderung zu bewirken. In den meisten Fällen lohnt sich das.

 

Oberstes Bild: © Deborah Kolb – Shutterstock.com