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Welche Landschaft ist besser dazu geeignet, um eine ausgesprochene „Couch-Potatoe“ in die Natur zu locken, als die Schweizer Alpen? Besonders Ungeübte kennen die atemberaubenden Ausblicke und Eindrücke, welche die Wanderwege entlang der Hänge und Gipfel bieten können, nur von Bildern.

Auch wenn ein ganzer Zentner an Übergewicht den Bewegungsmuffel festhalten möchte, die grandiose Landschaft der Schweiz hat bislang noch jedem die Sprache vor Begeisterung verschlagen.

Doch so schön die Schweizer Routen durch die Täler und Berge auch sind, sie sind auch gefährlich und anspruchsvoll. Es wäre also absolut unverantwortlich, sich quasi direkt vom Sofa auf den Weg zur Spitze eines auch nur mittelhohen Berges zu machen. Die Schweizer Alpenwelt lockt mit unglaublicher Schönheit, sie will aber auch verdient werden.

Darum sollten Einsteiger es bei maximal 12 Kilometern belassen, wenn sie mit dem Wandern beginnen wollen. Bei den bergigen Regionen, welche in der Schweiz naturgemäss zahlreich vorhanden sind, müssen auch die zu bewältigenden Höhenmeter berücksichtigt werden. Ideal sind Routen, welche auf diesen kurzen Strecken fünfhundert bis sechshundert Meter Höhenunterschied nicht allzu sehr überschreiten.
Echte Gebirgspässe und hochalpine Touren scheiden bei diesen Vorgaben leider aus. Doch daran muss der Bewegungswillige nicht verzweifeln. Auch die kleineren Berge, die Täler und die Seen der Schweiz bieten hervorragende Wanderwege, bei denen man sich aber nicht verheben kann.

Den Einstieg macht eine kleine aber feine Tour, die hervorragend dafür geeignet ist, sich die Beine nach einem kräftigen Frühstück zu vertreten und sich den Hunger aufs Mittagessen anzulaufen.

Der als „Erlebnisberg“ bekannte Monte Tamaro ist tatsächlich mehr ein Abenteuerspielplatz denn eine lauschige Naturkulisse. Ob Downhill-Biking, Seilparkakrobatik, Sommerrodelbahn oder Tyrolienne-Fliegen – auf dem Berg ist einiges an Nervenkitzel geboten. Doch wie es sich für eine gemütliche Einsteiger-Wanderung gehört, geniesst man zunächst einmal die zwanzigminütige Gondelbahnfahrt hinauf zur Alpe Foppa. Dort stellt sich der Monte Tamaro völlig anders dar. Herrliche Ruhe und ein unglaublicher Weitblick geben dem vorsichtigen Bewegungswilligen einen kleinen Vorgeschmack darauf, was er von einer Wandererkundung der Schweiz weiterhin zu erwarten hat. Wer noch nicht gefrühstückt hat, kann dies in dem Bergrestaurant nachholen. Wenn man schon einmal dort oben ist, lohnt sich auch ein Blick auf und in die Kirche Santa Maria degli Angeli, welche vom bekannten Architekten Mario Botta entworfen wurde. Von dort aus lassen sich auch schon die schneebedeckten Bergspitzen der Alpen bestaunen.

Wer der Versuchung des Rodelns widerstehen kann, der macht sich auf den Weg in Richtung der Campanna Tamaro. Hier lockt zwar ein besonders reichhaltiges Kuchenbuffet, aber man will ja nicht gleich wieder schwach werden. Der Anstieg ist recht flach gehalten, es steht aber auch ein weiterer Weg zur Verfügung, bei dem schon etwas Mut zum Kraxeln gefordert ist. Die Campanna Tamaro lädt mit einer herrlichen Terrasse zu einem kurzen Verweilen ein, bevor es recht steil einen Pfad wieder hinunter zur Alpe Duragno geht. Bei allen beginnenden Bemühungen rund um Fitness und Abspecken: Auf den Besuch der dort ansässigen Käserei sollte man nicht verzichten. Von der Alpe Durango geht es über die Höhe wieder zurück zur Alpe Foppa. Nach der circa einstündigen Wanderung kann man sich ganz dem Spassprogramm vor Ort hingeben.

Bereits doppelt so lang wandert man auf der Route zum Fünfländerblick im Kanton Appenzell bei Ausserrhoden. Der Name des berühmten Aussichtspunktes ist zwar historisch korrekt, heute aber nicht mehr aktuell. Zu seiner Namensgebung waren Bayern und Baden-Württemberg noch souveräne Staaten. Doch Deutschland, Österreich und natürlich die Schweiz sind von diesem Punkt aus nach wie vor hervorragend einzusehen. Das ist schon eine Aussicht, die man nicht so schnell vergessen wird. Am Postplatz in Heiden beginnt die Wanderung. Zunächst wandert man in Richtung Grub/AT. Der Weiler Frauenrüti und das Mattenbachtobel werden komplett durchwandert, bis man in Grub/SG angekommen ist. Hierzu ein Tipp: Marschverpflegung sollte man trotz des Passierens eines Dorfes dabei haben.

Das niedergebrannte Restaurant „Rosenbüschel“ ist leider bis heute noch nicht wieder eröffnet, soll es aber in den nächsten Monaten werden. Sitzgelegenheiten und Tische laden jedoch dazu ein, die mitgebrachten Stärkungen zu verzehren. Die Wanderung geht weiter über Landegg, bis man in Wienacht ankommt. Die berühmte Eiche, welche 1913 zur 400-Jahr-Feier der Halbkantone gepflanzt wurde, ist ein hervorragendes Motiv für ein Beweisfoto. Die denkmalgeschützten Holzhäuser im Weiler Tobel lohnen ebenfalls einen Blick. Oberhalb von Schwendi geht es zurück nach Heiden. Wer noch genügend Puste besitzt, kann die Wanderung weiter fortsetzen. Eine Abkürzung an der Bahnstation nach Rorschach am Bodensee steht aber ebenfalls zur Verfügung. Wer genug Natur genossen hat, wird sich über die Gegenwart von Zivilisation und Bebauung auf seinem Abstieg zum Bodensee freuen. Die örtlichen Restaurants laden zur Weinprobe ein, um den vor Ort angebauten verarbeiteten Traubensaft zu kosten.

Diese kleine Auswahl zeigt, dass man nicht unbedingt im Geiste Reinhold Messners stehen muss, um die Schönheit der Schweiz durch Wandern zu erkunden. Auch Neubeginner und Bewegungsmuffel können mit kleinen aber feinen Touren durch die Schweiz hervorragend auf den Geschmack der Sportart mit Schusters Rappen gebracht werden.

 

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